10. Oktober 2023
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AI Monday Wien: KI für das Gute - von der KI-Literarität zu echten und ethischen Auswirkungen auf die Wirtschaft

AI Monday Wien, 25. September 2023

KI-Kompetenz ist eine "fortlaufende Lernerfahrung", von der niemand annehmen sollte, dass sie jemals abgeschlossen ist, Tizian Kronsbein, Leiter von DAIN academy und Gastgeber der allerersten AI Monday in Wien, warnte gleich zu Beginn einer lebhaften Podiumsdiskussion. Auch im Zeitalter der künstlichen Intelligenz (KI) werde die menschliche Intelligenz weiterhin eine Schlüsselrolle spielen. Die Verantwortung für den gesellschaftlich sinnvollen und ethisch korrekten Einsatz von KI liege weiterhin bei den Nutzern - deshalb müsse man von der Daten- zur KI-Kompetenz kommen.

Vor 70 Live-Gästen im Bundesrechenzentrum (BRZ) und 130 Online-Zuschauern erklärte der Compère, dass jeder historische Sprung in der Automatisierung - etwa von der Wasser- zur Dampfkraft oder von Computern zu Robotern - den Menschen nicht von der Verantwortung für die Leistung seiner Maschinen befreit habe. Während die erste industrielle Revolution den menschlichen Erfindungsreichtum mit Dampfkraft angetrieben habe, werde das Zeitalter der KI "mehr und mehr Mensch-Maschine-Kollaboration " bringen - Kreativität, die durch menschliche Fähigkeiten bei der Arbeit mit KI angetrieben werde.

Tizian Kronsbein, Ana Simic, Günter Stessl, Romana Aumer
Moderator: Tizian Kronsbein. PodiumsteilnehmerInnen: Ana Simic (DAIN Studios Österreich), Günter Stessl (BRZ), Romana Aumer (A1 Telekom Austria AG)

Alle drei PodiumsteilnehmerInnen von AI Monday betrachteten KI-Kompetenz als eine natürliche Weiterentwicklung von Datenkompetenz, die am Arbeitsplatz bereits weit verbreitet ist. Romana Aumer, Head of Customer 360° in der Enterprise Business Unit der A1 Telekom Austria AG, räumte ein, dass ihr Wechsel vom Finanzwesen und dessen Fokus auf die vergangene Performance eines Unternehmens zu zukunftsorientierter KI eine "steile Veränderung" gewesen sei. Aber sie stimmte Günter Stessl, Leiter KI beim BRZ, zu, der darauf hinwies, dass viele seiner Kollegen in den letzten Jahren "nahtlos" in die KI-Kompetenz übergegangen seien.

Er fuhr fort und nannte Data Governance - eine etablierte Disziplin, um sicherzustellen, dass Unternehmen und andere Organisationen verantwortungsvoll mit Big Data arbeiten - als nützlicher Anker für einen solchen "schrittweisen Prozess". In Anlehnung an diese Praxis betonte "vertrauenswürdige KI" die Datenqualität, um beispielsweise Algorithmen so gut wie möglich zu trainieren. "Das sind wichtige Themen für KI [...], nicht zuletzt, um mögliche Risiken im Voraus zu erkennen." Um Fallstricke in potenziell gefährlichen KI-Projekten aufzuspüren, hat das BRZ nun einen Fragenkatalog erstellt, um "Antworten auf mögliche Schwierigkeiten" frühzeitig zu finden.

Ana Simic, Geschäftsführerin von DAIN Studios Österreich, betonte, dass KI-Kompetenz auch durch einen kontinuierlichen, aufgeschlossenen Austausch zwischen Geschäfts- und Technikexperten eines Unternehmens gefördert werden kann. Eine "Kultur des Vertrauens und des Experimentierens" könne angenehme Überraschungen begünstigen. Selbst als Beraterin habe sie keine Angst zuzugeben, dass sie auf diese Weise "jeden Tag etwas Neues" lerne.

Ana Simic (DAIN Studios) und Günter Stessl (BRZ)
Ana Simic (DAIN Studios Österreich)

Alle drei Experten waren sich einig, dass die Fähigkeit, Geschäftsprozesse von Anfang an mit Blick auf die Nutzung von Daten und KI anzugehen, entscheidend für die Entwicklung benutzerfreundlicher Anwendungen ist. Aumer erinnerte daran, wie KI dem B2B-Bereich von A1 Telekom Austriageholfen habe, das Marketing für neue Produkte radikal zu verbessern. Anstatt "Innovationen in den Markt zu pushen", könnten die Vertriebsmitarbeiter nun "zum richtigen Zeitpunkt auf den richtigen Kunden zugehen" und ihm genau das anbieten, wonach er gerade suche. Die Datenwissenschaft hat es dem Unternehmen ermöglicht, "neue Prioritäten zu setzen".

"Als Anwendungsfall steht diese Art des Wissensmanagements ganz oben auf der Liste", sagte Simic. KI sei ein offensichtlicher Boom für Wissensarbeiter, da Informationen immer schneller abgerufen werden könnten. Service Mitarbeiter, die Kunden besuchen, könnten zum Beispiel einen besseren und schnelleren Service bieten. Stessl merkte an, dass die "breite Palette" an KI-Ideen die Öffentlichkeit von dem "Terminator-Image" einer vermeintlich bedrohlichen Technologie weggebracht habe. So werde beispielsweise die KI-gestützte Sprachvereinfachung inzwischen als wichtiger Beitrag zu einer barrierefreien Gesellschaft anerkannt.

Die bevorstehende KI-Verordnung der Europäischen Union würde auch dazu beitragen, "Ängste in diesem Bereich zu zerstreuen", so Simic. Neue Regeln würden es der europäischen KI-Industrie ermöglichen, "mehr zu innovieren" - und nicht weniger, wie einige Beobachter aus nah und fern behaupten. Stessl sagte jedoch, dass das geplante KI-Gesetz eher als "Starthilfe" denn als "Wunderwaffe" gesehen werden sollte. Der rasche technologische Fortschritt bedeute, dass Europa weiter an seinen Regeln für den Einsatz von KI arbeiten müsse. "Dies wird eine große kollektive Aufgabe sein", sagte Stessl."Was wollen wir - und was wollen wir nicht [von KI]?"

Im Idealfall wird die europäische KI-Gesetzgebung einen soliden Rechtsrahmen schaffen, "auf dem wir aufbauen können", so Aumer. Eine zentrale Motivation war es, KI so sicher zu machen, dass die Menschen in Europa eine KI-gestützte Zukunft akzeptieren können. Das Expertentrio war sich einig, dass dies nur nach einem ehrlichen Blick auf die Zukunft der Arbeit möglich ist. Ja, KI würde Aufgaben übernehmen, die von Menschen ausgeführt werden. Aber diese Entwicklung sei nicht neu in der Geschichte der Automatisierung - Maschinen hätten schon immer menschliche Aufgaben übernommen und die Menschen hätten immer neue Dinge gefunden, die sie stattdessen tun könnten.

Nicht nur deshalb endete das Wiener Debüt von AI Mondaymit einer optimistischen Note. Aumer verwies auf den technologischen Fortschritt der letzten zehn Jahre und äußerte die Hoffnung, dass eine von Menschen geführte KI wesentlich zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen könnte. Simic sagte, dass KI das Potenzial habe, bedürftigen Mitgliedern der Gesellschaft mehr zu helfen als den Starken - und so die Kluft zwischen Gebildeten und Ungebildeten, Reichen und Armen zu verringern. Die Menschheit habe die Chance, mehr zu erreichen. "Wir leben in einer Welt voller Probleme. Vielleicht haben wir jetzt mehr Zeit, sie zu lösen."

Über AI Monday

Beim AI Monday® geht es um Austausch, Inspiration und Zusammenarbeit.

Anfang 2000 trafen sich neugierige Köpfe regelmäßig am Montagnachmittag auf Helsinki zu den so genannten "Mobile Mondays", um über mobile Geschäftsanwendungen zu diskutieren. Unter Berlin wurden bei den GEO Mondays die neuesten Informationen über "standortbezogene Dienste" ausgetauscht.

AI Monday wurde 2017 von dem finnischen Beratungsunternehmen Taival in der Montagstradition ins Leben gerufen. In den folgenden fünf Jahren hat die Veranstaltungsreihe ein Netzwerk zwischen Geschäftsleuten und Technikbegeisterten aufgebaut. Die Treffen wurden bekannt für ihren unverblümten und direkten Ansatz zum Thema KI.

DAIN Studios hat sich schon immer für die Förderung der Gemeinschaft im KI-Sektor eingesetzt, und 2022 begann die Organisation mit der Betreuung von AI Monday.

Einzelheiten

Titel: AI Monday Wien: Künstliche Intelligenz, echte Menschen und KI-Kompetenz
Autor:
DAIN StudiosDaten & KI Strategieberatung
Veröffentlicht in ,
Aktualisiert am 5. Januar 2024